Schaffen einer Ausbildungsanlage für die Rettungsdienste !
Weshalb und wozu ?
Artikel 100 des Gemeindegesetzes besagt, dass jede Gemeinde eine Feuerwehr vorzuhalten hat, und diese über eine geeignete Infrastruktur und adäquates Material verfügen muss.
Diese gesetzlich geregelten Faktoren sowie zusätzlich die Faktoren Mensch und Ausbildung, bilden zusammen die Grundpfeiler unserer Rettungsdienste. Wir sind in der Gemeinde Mertert-Wasserbillig, und darüber hinaus in der Mehrzahl der Gemeinden in der glücklichen Lage eine grosse Anzahl an Freiwilligen zu haben, welche ihre Freizeit sowie ihr Können uneingeschränkt in den Dienst an der Allgemeinheit investieren. Es geht die Rede von unseren freiwilligen Mitgliedern bei der Feuerwehr und beim Zivilschutz.
Ohne auf die immer akuter werdenden Disponibilitätsprobleme einzugehen, kann man behaupten, dass allgemein der Faktor Mensch stimmt. An den Faktoren Infrastruktur und Material wurde in den vergangenen Jahren viel gearbeitet, in der Gemeinde Mertert/Wasserbillig wurden sie nahezu perfektioniert und sie werden laufend angepasst.
Was nun die Ausbildung betrifft, so wird auf kommunalem, regionalem und nationalem Niveau manches angeboten. Viele Spezialisten bemühen sich ihre Kameraden auf den technischen und taktischen Stand zu bekommen, und sie dort zu halten, welcher notwendig ist mit den tagtäglichen Anforderungen und dem Wachsen unserer Gesellschaft und der Technik Schritt zu halten. Es ist dies eine eigentlich nicht zu bewältigende Herausforderung. Man kann nicht alles haben und alles können. Und doch erwartet der sinistrierte Bürger von den Hilfsdiensten, sprich Feuerwehr und Zivilschutz, schnelle und kompetente Hilfe. Die Einsatzkräfte müssen demnach für alles gewappnet sein, im Klartext, sie müssen für alle erdenklichen Einsatzarten das geeignete Material zur Verfügung haben, sowie für die richtige Handhabung spezifisch ausgebildet sein. Es ist eigentlich erstaunlich, jedoch absolut begrüssenwert, dass sich auf freiwilliger Basis eine solch hohe Anzahl an Kameradinnen und Kameraden diesem „Challenge“ stellen, ein permanentes Engagement zwischen Leben und Tod, ein schmaler Grat zwischen Erfolg und Misserfolg, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass die eigene Gesundheit mit auf dem Spiel steht.
Um dann so gut es geht nichts dem Zufall zu überlassen, wurde aus der Notwendigkeit heraus, auf freiwilliger Basis, ein Projekt realisiert, welches in dieser Publikation beschrieben wird.
Ich erlaube mir im Namen aller Beteiligten, stellvertretend für die Akteure Gemeinden, Rettungsdienste und Staat, herzlich zu danken dem Bürgermeister der Gemeinde Mertert Herrn Gust Stefanetti für die Unterstützung sowie den Einsatz sämtlicher Gemeindedienste, Herrn Georges Scheidweiler von der ‚Administration des Services de Secours’ für seine allgemeine Unterstützung, und dann ganz speziell unserem Kantonalinstruktor Roland Faust welcher für dieses Projekt sprichwörtlich „alles gab und gibt“. Ein grosses Dankeschön auch an Herrn Georges Wickler welcher den Standort zur Verfügung stellt und uns während der Bauarbeiten mit seinen Mitarbeitern eine unentbehrliche Hilfe war.
Abschliessend mein Respekt an jeden einzelnen der sich in irgendeiner Art und Weise an den Arbeiten beteiligt hat. Wir haben gemeinsam demonstriert wozu engagierte Bürger in kollegialer Zusammenarbeit fähig sind, und wir haben uns so ein Ausbildungszentrum geschaffen welches in Luxemburg und in der Umgebung genauso notwendig wie einmalig ist.
Kantonalinspekteur
Die Zahl der Brandeinsätze sinkt kontinuierlich.
Wo also sollen Feuerwehrleute das nötige know-how für derartige Einsätze herbekommen?
Wir meinen „Aus dem Brandcontainer“
Aus der Konsequenz dieser Aussage heraus wurde „ RAGTAL „ geboren !
Regionale Atemschutz Geräte Träger Ausbildungsanlage Luxemburg
Priorität: Atemschutzgeräteträger Ausbildung!
Vor einigen Jahren konnte die ehemalige ‚Cerabati’ Fabrik in Wasserbillig genutzt werden, auch wurden periodisch ältere Häuser genutzt welche abbruchreif waren, jedoch waren dies immer nur Provisorien welche dann auch wegen der durch die Hitze auftretenden statischen Probleme nicht ungefährlich waren.
Einige Gemeinden finanzierten dann Ausbildungen im Ausland, vorwiegend in Rotterdam und in Dortmund, doch diese sind extrem teuer und zeitaufwendig.
Es wurde somit viel diskutiert wie man zur einer annehmbaren Lösung für die adäquate Aus- und Weiterbildung kommen könnte, doch konkret geschah nichts.
Wie kam es zur Idee?
Die Vorstellung einer sogenannten Wärmegewöhnungsanlage in der Zeitschrift „Feuerwehrmagazin“ gab den Ausschlag. Es wurde hier eine Anlage erklärt welche in Ratingen bei Düsseldorf funktioniert. Im Kantonalverband Grevenmacher wurde beschlossen diese Anlage zu besichtigen. Dies geschah am 6. Juni 2005. Besagte Anlage besteht aus 3 Seecontainern welche in U Form aufgestellt sind, und grob erklärt, am Ende die Feuerstelle haben, sodass man ab dem Eingang in Richtung Feuer mit immer höher werdenden Temperaturen konfrontiert wird.
Es wurde beschlossen in Richtung Containersystem nachzubauen, jedoch nach einem vollkommeneren Konzept welches mehr Möglichkeiten bieten sollte.
Es sollte demnach keine reine Wärmegewöhnungsanlage werden, sondern ein möglichst komplettes Ausbildungszentrum für alle Ersthelfer von Feuerwehr und Protection Civile.
Wer ist beteiligt?
Weil die Verantwortlichen der Feuerwehren des Kantons Grevenmacher bereits damals erkannt hatten, dass die Devise unserer Zeit „Zusammenarbeit“ heisst, wurden Gleichgesinnte gesucht. Spontan zur Mitarbeit bereit waren die Feuerwehren und die Zivilschutzzentren der Nachbarkantone Echternach und Remich. Wegen freundschaftlicher Kontakte kamen dann noch mit ins Boot die Gemeinden Lintgen, Luxemburg und Niederanven. Somit sind am Projekt auch die nationalen Stützpunkte von Feuerwehr und Zivilschutz, nämlich die Berufsfeuerwehr Luxemburg sowie die BNS Lingten beteiligt.
Seitens der ‚Administration des Services de Secours’ wurden unsere Pläne von Anfang an begrüsst.
Grevenmacher – Betzdorf – Mensdorf – Biwer – Flaxweiler – Junglinster – Manternach – Berburg – Lellig – Mertert – Wasserbillig – Wormeldingen – Machtum – Echternach – Bech – Hemstal – Zittig – Befort – Berdorf – Consdorf – Mompach – Born – Moersdorf – Herborn – Rosport – Dickweiler – Girst – Hinkel – Osweiler – Steinheim – Waldbillig – Remich – Bous – Bürmeringen – Dalheim – Welfringen – Filsdorf – Lenningen – Canach – Mondorf – Ellingen- Schengen – Stadtbredimus – Greiweldingen – Waldbredimus – Wellenstein – Lintgen – Luxemburg – Niederanven.
Finden eines Standortes!
Herr Georges Wickler von der Firma „Wickler Frères“ bot uns eine Parzelle an, welche auf seinem Grundstück im ehemaligen Kalkwerk in Wasserbillig liegt.
Bauen oder kaufen?
Konsultierung der Gemeinden und Finanzierung
Die Gemeinde Mertert war spontan bereit die Vorfinanzierung zu übernehmen und die finanziellen Geschäfte abzuwickeln.
Prozeduren
Die Gewerbeinspektion begrüsste unsere Initiative mit dem ausdrücklichen Lob, dass es sich hier um ein sinnvolles Projekt handele. Eine Betriebsgenehmigung sei nicht erforderlich. Per schriftlicher Mitteilung wurde die Umweltverwaltung umfassend in Kenntnis gesetzt. Wegen der Nähe zur Autobahnbrücke wurde die Strassenbauverwaltung detailliert informiert. Auch wurde die Regionaldirektion der Polizei in Kenntnis gesetzt.
Planung und Bau der Anlage
Mitte 2004: Prinzipielle Beschlussfassung im Kantonalvorstand Grevenmacher.
24.11.2004: Erste gemeinsame Unterredung der Verantwortlichen der Kantone Grevenmacher, Echernach und Remich.
6. Juni 2005: Besichtigung der Anlage in Ratingen bei Düsseldorf.
31. Oktober 2005: Information der Gemeinden über das Projekt sowie Anfrage für eine Beteiligung von 2.500 € pro Gemeinde für das Jahr 2006
5. November 2005: Vorbereitung der Guardian Container
Dezember 2005: Giessen der Streifenfundamente für die grossen Container
12. Januar 2006: Bestimmung des Verwaltungsrates
20. Januar 2006: Anlieferung der grossen Container
21. Januar 2006: Transport der Guardian Container
27. Januar 2006: Anlieferung des Caisson Feu
28. Januar 2006: Aufstellen der Container mittels eines 300 Tonnen Krans
27. Mai 2006: Präsentation des Standes der Arbeiten an die Gemeinde- und Korpsvertreter
2. November 2006: Information der Gemeinden über den Stand der Dinge sowie Anfrage für eine Beteiligung von 1.800 € pro Gemeinde für das Jahr 2007
17. November 2006: Pachtvertrag über 30 Jahre betreffend das zur Verfügung stellen des Geländes, abgeschlossen zwischen der Gemeinde Mertert und Herrn Georges Wickler. Kostenpunkt: 10 € pro Jahr.
Verarbeitetes Material
400 Tonnen Erdbewegung zwecks Ebnung des Geländes
460 m Torsadé Kabel für den Haupt Stromanschluss
3 Stromverteiler mit 500 m Kabel für die interne Stromverteilung und 150 m Erdkabel
40 Steckdosen 220 V, 12 Schalter
3 Strassenleuchten mit einer Länge von 9,5 m und einem Gewicht von je 1,1 Tonnen
6 Grey-Träger zu je 2 Tonnen für den Bau einer Passerelle
12 Tonnen Stahl
14,3 Tonnen Corteen Stahl
3 Tonnen Gitterroste
2,7 Tonnen Blech
4,3 Tonnen Eisen – Flacheisen – Winkel – U-Profile
378 m² Isoliermaterial Rockwool Fire Protection
75 m² Holzboden und abgehängte Decke
140 m² Dachabdichtung
Farbe: 67,5 Liter RAL 3000 Industrielack,
35 LiterHAT 400º C Hochtemperaturlack,
82 LiterGrundierung
12 LiterRapidolack
100 m² Holzdach
75 m³ Beton
40 Trennscheiben – 50 Schleifscheiben
120 MeterSchweissdraht
180 LiterSchutzgas
4.400 Elektroden
4 Hochleistungssägeblätter
20 Tonnen Bitumen
Am Bau beteiligte Personen: ± 70 während 17.100 Arbeitsstunden.
Auch bekam keiner der Akteure seine Anfahrkosten vergütet, trotz für manch einen eine mehrmalige Präsenz pro Woche.
Gute Dienste leisteten uns die rezenten Feuerwehranschaffungen RW-Kran und Bronto-Skylift. Auch der technische Dienst der Gemeinde Mertert stellte vieles an Materialbedarf zur Verfügung.
Beschreibung der Anlage
- Realbrand Atemschutzübungsanlage bestehend aus drei 40’ Seecontainern wovon 2 übereinander und einer daneben. Modulare Einrichtung mit verstellbaren Abtrennungen und Feuerstellen, mit verstellbarer Leiter sowie mit Auf- und Abseilvorrichtungen.
- Caisson-feu für Realbrände mit Seiten- und Dacheinstieg.
- Zwei 20’ Seecontainer übereinander welche auf 4 verschiedenen Niveaus als Atemschutzübungsstrecke ohne Feuer dienen.
- Flash-Over Übungsanlage zum Erkennen und Bekämpfen einer Rauchgasdurchzündung.
- Gasbrandsimulationsanlage zur Bekämpfung eines Gasaustrittes mit oder ohne Brand.
- Abseil-, Aufseil- und Selbstrettungsvorrichtungen aus Höhen und Tiefen.
- Tank zum Üben von Leckage Abdichtungen.
- Trümmerfeld für das Suchen nach Verschütteten, zum Heben mit Kran und mit hydraulisch und luftdruckbetriebenen Hebevorrichtungen.
- Instruktion und Administration bestehend aus 6 gebrauchten Bürocontainern welche unterteilt sind in Instruktionsraum, Küche und Verwaltung.
Übungsziele in den Brandcontainern
- Beobachten der Druck- und Temperaturverteilung
- Erkennen von Anzeichen gefährlicher Zustände
- Erleben der Grenzen der Schutzkleidung
- Erkennen der Grenzen der Wärmebelastung
- Beobachten der Effekte der Ventilation
- Richtige Anwendung der Wärmebildkamera
- Richtiges Öffnen von Türen zu Brandräumen
- Taktische Brandbekämpfung
- Richtige Dosierung von Löschwasser
- Richtige Reaktion bei Durchzündungen
- Verbesserung der Schutzkleidung
- Üben der Atemschutzüberwachung.
Allgemeine Richtlinien
Besagte Richtlinien enthalten genaue Vorschriften betreffend allgemeine Hinweise, Schutzkleidung, Ausbilder, Aufbau und Betrieb der Anlage, Wasserversorgung, vor der Übung, nach der Übung und allgemeine Sicherheitsregeln.
Instrukteure
Die Ausbilder müssen in ihren Kantonen, resp. in ihren Wehren aktiv in der Ausbildung mitwirken und sie müssen im Besitz eines BT2 (Brevet Technique 2e degré), sowie eines ‚Sauvetage’ Diploms sein. Gleichgestellt sind Mitglieder der Berufsfeuerwehr mit Promotionsexamen sowie nominierte ‚Caisson-feu’ Instrukteure.
Im Moment sind wir in der glücklichen Lage über genügend ausgebildete Instrukteure mit Einsatz Erfahrung zu verfügen.
Befeuerung
Es werden ausschliesslich formaldehydfreie und beschichtungsfreie trockene Holzpaletten benutzt.
Schlussbemerkung
In der Ragtal werden breitgefächerte Ausbildungsmöglichkeiten angeboten. Jeder engagierte Ersthelfer sollte diese annehmen.
Möge diese Eigeninitiative dazu beitragen Unfälle zu vermeiden, und uns in kollegialem Miteinander noch gewissenhafter auf unsere wichtigen Missionen vorzubereiten.
Dank an verschiedene Sponsoren
Für materielle, logistische und moralische Unterstützung danken wir,
- dem Innenministerium,
- der Verwaltung für Rettungsdienste,
- der Gewerbeinspektion,
- WICKLER Frères Wasserbillig
- GUARDIAN AUTOMOTIVE Potaschberg
- CEGEDEL SA Heisdorf
- CEGEDEL SA Mersch
- COMES Carrosserie Niederanven
- GIMAEX-SCHMITZ, Wilnsdorf
- GRU-LUX Ingeldorf,
- TMS Potaschberg
- Voyages Emile WEBER, Canach
- HEIN Transports Bech-Kleinmacher
- Couleurs STEINHÄUSER,
- DUPONT de Nemours Sandweiler-Contern,
- Serrurerie Jos TURPEL, Lellig
- DEXIA - BIL
- THOMAS Bauzentrum Trier,
- SCHENGEN-KOCH Toiture Remich,
- Ateliers KASS Bous
- EUROCOMPOSITES Echternach
- LUXCONTROL, Esch/Alzette
- der Presse.